Einfach Linus – Teil 11: Meine Kapuze

Ich heiße Linus. Ich bin acht. Ich mag Dinosaurier, Zahlen und – meine Kapuze.
Viele fragen mich:
„Warum trägst du immer einen Pullover mit Kapuze?“
Manche lachen.
Manche sagen: „Das ist doch warm!“
Oder: „Zieh die doch mal ab, Linus!“
Aber meine Kapuze ist nicht einfach ein Stück Stoff.
Sie ist mein Dach. Mein Schutz. Mein Rückzugsort.
Wenn ich sie über den Kopf ziehe, wird die Welt kleiner. Und leiser.
In der Schule ist es oft laut. Nicht nur das Reden – auch das Licht, das Knistern von Papier, das Kratzen von Stühlen. Manchmal fühlt sich alles gleichzeitig an. Meine Kapuze hilft mir, einen Teil davon auszuschalten. Wie ein Regenschirm bei Reiz-Gewitter.
Wenn ich meine Kapuze trage, kann ich mich besser konzentrieren. Ich kann denken. Ich kann atmen. Ich weiß, dass ich dann nicht ständig angeschaut werde. Das tut gut. Sehr gut.
Einmal sagte ein Lehrer: „Linus, Kapuzen sind im Unterricht nicht erlaubt.“ Ich habe versucht, es zu erklären. Dass es nicht cool ist. Nicht unhöflich. Sondern wichtig. Er hat es dann verstanden.
Und weißt du was? Vielleicht brauchst du keine Kapuze. Aber vielleicht hast du auch etwas, das dir hilft. Ein Kaugummi. Ein Lied. Ein ruhiger Blick aus dem Fenster.
Meine Kapuze gehört zu mir. So wie meine Gedanken. So wie meine Art, die Welt zu spüren.
Einfach Linus. Ein Kind mit Autismus. Mit einer Kapuze. Und einem großen Bedürfnis nach Ruhe.