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Linus und sein Lieblingsessen

Linus hatte ein Lieblingsessen, und das war – überraschend oder nicht – ein ganz einfaches Gericht: Nudeln mit Tomatensauce. Aber nicht irgendeine Tomatensauce! Sie musste von seiner Mama selbst gemacht werden, mit ganz frischen Tomaten und ohne irgendwelche zusätzlichen Gewürze, die nicht unbedingt in seiner Welt willkommen waren. Die Nudeln mussten perfekt sein, weder zu weich noch zu fest. Es war ein kleines Ritual, das Linus jedes Mal aufs Neue begeisterte.

Seine Eltern, die ihn gut kannten, wussten genau, wie wichtig dieses Gericht für Linus war. "Nur Nudeln mit Tomatensauce! Alles andere ist einfach zu viel für mich", erklärte Linus oft, wenn es mal wieder andere Mahlzeiten auf den Tisch gab. Und so kam es, dass bei jeder Mahlzeit in der Familie eine große Schüssel mit Nudeln und Tomatensauce für Linus bereitstand.

Aber warum wollte Linus immer nur das eine Gericht? Seine Eltern hatten das immer wieder hinterfragt. Sie wussten, dass es nicht nur um den Geschmack ging. Linus hatte Schwierigkeiten damit, neue Dinge auszuprobieren. Veränderungen machten ihm oft Angst, und die Vorstellung, etwas anderes zu essen, brachte ihn aus der Balance.

„Ich kann einfach nicht anders, Mama. Nudeln mit Tomatensauce sind das Einzige, was mir Sicherheit gibt“, sagte Linus eines Abends.

Seine Mama nickte verständnisvoll und streichelte ihm sanft über den Kopf. Sie wusste, dass Linus' Welt oft chaotisch und unvorhersehbar war, besonders wenn es um neue Erlebnisse ging. Das Essen war für ihn ein fester Bestandteil seines Tages, etwas, das er kontrollieren konnte. Und manchmal, erklärte sie sich selbst, war es nicht nur eine Mahlzeit, sondern ein beruhigendes Ritual, das ihm half, sich sicher und geliebt zu fühlen.

„Es ist okay, Linus“, sagte Papa, während er die Nudeln an den Tisch stellte. „Wenn Nudeln mit Tomatensauce dir helfen, dich gut zu fühlen, dann machen wir das so.“

Linus' Eltern wussten, dass er sich mit neuen Dingen oft überfordert fühlte. Sie hatten gelernt, geduldig mit ihm zu sein und ihm den Raum zu geben, in seinem eigenen Tempo zu wachsen. Sie respektierten seine Wünsche und verstanden, dass es manchmal mehr brauchte, als nur eine Mahlzeit. Es war ein Zeichen des Vertrauens, dass sie ihn nie drängten, etwas anderes zu probieren. Sie wussten, dass es irgendwann der richtige Moment kommen würde.

So aßen sie gemeinsam am Tisch, und während Linus' Gabel in den Nudeln versank, fühlte er sich sicher und geliebt, umgeben von Menschen, die ihn genau so akzeptierten, wie er war.

„Und vielleicht probiere ich irgendwann mal etwas anderes“, dachte Linus, während er sich eine weitere Gabel Tomatensauce mit Nudeln in den Mund schob. Aber für heute war er einfach glücklich, genau das zu haben, was er liebte.

Heute mal ein paar Gedanken dazu von Mirko

Diese Geschichte von Linus und seinen Nudeln mit Tomatensauce soll veranschaulichen, wie strukturiert Menschen mit ASS einen gewohnten Tagesablauf haben müssen. Das ist nicht böse gemeint, ganz im Gegenteil. Es gibt dem Betroffenen HALT. Menschen, die nicht von Autismus betroffen sind (Ich schreibe mit Absicht nicht krank - es ist eine Besonderheit) kennen das Gefühl auch.

Jeder hat so seine Strukturen und wenn zum Beispiel der Arbeitgeber (also jetzt aus Sicht eines Menschen ohne Autismus) einen unerwarteten Termin aufbrummt, steigt der Puls, man denkt ohhhh ok, wie schaffe ich das. Wir können es bewerkstelligen. Linus hat damit Probleme, um das in seinem Gehirn zu verarbeiten und macht dann "zu". Das ist absolut nicht böse gemeint von Linus, er ist verunsichert. Viele denken, er ist wütend, wenn er dann zum Beispiel mit dem Teller mit Essen umherwirft - weil er aus seine Gewohnheit gerissen wird. Und das können viele nicht verstehen. Wie gesagt Linus ist nicht wütend - es ist ein Hilferuf.

Denkt einfach mal: WIE LINUS

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