Einfach Linus Teil 6 – Autismus still traurig

Teil 6: Linus ist traurig – Wenn Gefühle keine Worte finden
Einfach Linus – Ein Kind mit Autismus
Ich heiße Linus. Ich bin acht. Und manchmal bin ich traurig. Nicht nur ein bisschen. Sondern so, dass mein Bauch wehtut und ich ganz leise werde.
Aber ich sage das nicht. Ich schreie auch nicht. Ich werde einfach still. So still, dass ihr vielleicht denkt, ich sei ruhig. Aber in mir drin ist ein Gewitter.
Ich weiß oft nicht, warum ich traurig bin. Manchmal ist es, weil jemand laut war. Oder weil ich etwas nicht verstanden habe. Oder weil alle etwas fühlen, das ich nicht einordnen kann.
Manchmal weine ich nicht. Aber meine Hände zittern. Oder ich gehe in mein Zimmer und mache die Tür zu. Dann sagen Erwachsene: „Der will allein sein.“ Aber eigentlich will ich nur sicher sein. Und verstanden werden.
Mama fragt manchmal: „Bist du traurig, Linus?“ Und ich sage: „Weiß nicht.“ Weil ich es wirklich nicht weiß. Weil mein Kopf Gefühle nicht sortiert wie Bücher ins Regal. Bei mir liegen sie oft durcheinander auf dem Boden.
Was hilft?
Wenn ihr mich nicht drängt.
Wenn ihr bei mir bleibt, auch wenn ich nichts sage.
Wenn ihr mir zeigt: „Ich bin da. Du musst nichts leisten. Du darfst einfach fühlen.“
Manchmal hilft eine Decke. Oder meine Dinosaurier. Oder ein Bild, das ich malen darf. Oder nur ein Satz wie: „Ich sehe, dass etwas in dir ist. Und das ist okay.“
Ich bin Linus. Und auch wenn ich es nicht sagen kann: Ich fühle. Tief. Und echt. Und manchmal traurig.
Einfach Linus. Ein Kind mit Autismus. Und mit großen, stillen Gefühlen.