Teil 7: Linus am Sonntag

Teil 7: Linus am Sonntag – Wenn Pläne plötzlich Pause machen
Einfach Linus – Ein Kind mit Autismus
Ich heiße Linus. Ich bin acht. Und heute ist Sonntag. Alle sagen: Sonntag ist ein ruhiger Tag. Aber für mich ist er manchmal schwer.
Sonntag hat keinen Plan. Keine Schule. Keine festen Zeiten. Manche sagen: „Endlich mal ausschlafen, spontan sein, einfach sehen, was passiert.“ Aber ich brauche Struktur. Ich brauche das „Was passiert als Nächstes?“ in meinem Kopf.
Heute sagt Papa beim Frühstück: „Wir fahren vielleicht später zu Oma.“ Vielleicht? Später? Diese Wörter machen Knoten in meinem Bauch.
Ich frage fünfmal nach. Mama sagt: „Linus, entspann dich. Es ist doch Wochenende.“ Aber mein Kopf kann nicht entspannen, wenn der Plan wackelt.
Ich versuche, meine Dinosaurier aufzustellen. Das hilft. Dann fragt Tom, ob ich mit raus will. Ich sage: „Nein.“ Nicht, weil ich nicht will. Sondern weil ich heute nicht wechseln kann – vom Sofa nach draußen.
Papa ruft: „Wir fahren jetzt doch nicht zu Oma.“ Mein Herz wird laut. Mein Kopf auch. Ich habe mich schon auf „Oma“ eingestellt. Und jetzt ist da… Nichts. Kein Plan. Kein Ziel. Nur Leere.
Ich werfe mein Kissen. Ich schreie. Ich renne in mein Zimmer. Papa sagt: „Das ist doch kein Grund, so auszurasten!“ Aber ich raste nicht aus. Ich falle raus – aus dem, was sicher war.
Später setzt sich Mama zu mir. Dann holt sie mein Wochenplan-Brett. Sie sagt: „Lass uns schauen, wie dein Tag jetzt weitergehen kann.“ Und ich atme langsam wieder ein.
Ich bin Linus. Und ich liebe Sonntage – wenn ich weiß, was kommt.
Einfach Linus. Ein Kind mit Autismus. Und einem Kopf, der Pläne braucht.